www.uni-frankfurt.de/~tiemann: Änderungsstand 13.2.2005/4.8.
Rainer Tiemann
Methodologie
Fachbereich Gesellschaftswissenschaften (FB03)
Universität Frankfurt am Main (JWGU)
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"Pentalog zur Prognose von Klausur-Ergebnissen"
anläßlich der Zwischen-Klausur (u15) Methodeneinheitskurs 2004/05
hier die Mitschrift (05m1m15) einer Dienstbesprechung mit
Kursveranstalter (KV),
Berichterstatter (BE),
Testauswerter (TA),
Testkonstrukteur (TK)
und, im Hintergrund,
eine sich bisweilen belustigende, jedenfalls belustigte, Person (LP).
[Zeit: Montagmittag, nach Durchführung der Zwischen-Klausur (Rosenmontag);
Ort: evtl Kantine des SFiFGL]
KV: Ich brauche bis Mittwoch 9 Uhr 15 den Bericht zu den Ergebnissen der u15.
Schließlich handelt es sich um eine obligatorische studienbegleitende
Prüfung, vulgo Klausur. Außerdem möchte ich meinen Studies gerne noch ein
kleines Dankeschön mitbringen, dafür, daß sie auch noch am letzten Termin
des Semesters mich nicht allein gelassen haben, zumal am Aschermittwoch.
Auf denn, lieber BE!
BE: Wenn ich die Ergebnisse des TA bis Dienstagvormittag bekomme, und mir der
TK bis dahin vernünftig erklärt hat, was er mit seinem Datenerhebungs-
instrument sich so gedacht hat, bitte.
LP: Datenerhebungsinstrument klingt gut!
TA: [an TK, vorsichtig] Wieviele Teilaufgaben bzw Beurteilungspositionen soll
ich denn da bearbeiten?
TK: [den BE angrinsend] Ich wollte es für den Kursbericht nicht unnötig kom-
pliziert machen, und für die Statistik ohnehin nicht (wegen der %taste);
daher zufälligerweise schlappe runde 100 Beurteilungspositionen.
TA: Hm? 100 Beurteilungspositionen - und das bei 96 registrierten Kursteil-
nehmern? Hat mein Arbeitstag wirklich schon 48 Stunden?
KV: Numallangsam, schließlich ist nicht jeder Kursteilnehmer auch gleich Klausur-
teilnehmer, obgleich natürlich normalerweise jeder Klausurteilnehmer auch
durchaus Kursteilnehmer ist. Aber es ist mir schließlich gelungen, die
96 PIN-registrierten Teilnehmer auf gut zwei Drittel zu stabilisieren.
LP: Aha, wozu BILD-Zeitungsschlagzeilen nicht alles gut sind. Nennt man das
nicht sonst vergraulen...
TA: [verzieht anerkennend den Mund]
BE: Das hab ich gemerkt. Aber waren es nicht eigentlich noch weniger, so die
Hälfte? Von meinem tollen ersten Zwischenbericht jedenfalls sind gerade
mal 57 Exemplare abgeholt...
LP: [spöttisch] - und vielleicht sogar auch noch gelesen ?
BE: ...worden, und das noch dazu kostenfrei.
LP: Ja - noch!
TA: Nun, die 57 haben ja wohl dann auch an der Klausur teilgenommen.
TK: [einwerfend] HaHa; propter, weil post vielleicht?
KV: Nein, eher ante, weil propter. In der u14 hatte ich bereits 50 feste,
schriftlich angekreuzte Zusagen und dann am Mittwoch nochmal 5 weitere
mündliche Absichtserklärungen.
LP: Tja, da haben wohl zwei den Zwischenbericht als reine Belletristik
verstanden, ohne den Sinn für die Hilfe für das wahre Leben darin zu
erwarten. Und dann hat wohl einer mal wieder gekniffen, und irgendein
anderer ist doch noch unangemeldet reingeplatzt? Kein Verlaß auf die
Kundschaft!
KV: Einer ist tatsächlich irgendwie verhindert gewesen heute vormittag - aber
[eine Mischung von Stolz und Ernüchterung ausdrückend] dafür sind 14
andere ganz vertrauensselig so gekommen, nach dem Motto "er wird doch
wohl auch an uns gedacht haben".
LP: Tutawohlauch Tag und Nacht - aber son Pechauch, da hatte der KV wohl doch
nur 55 persönlich zugedachte Klausuren dabei?
KV: 64 durch Ausgaberegistrationsnummer persönlich gewidmete Datenerhebungs-
bögen hatte ich! Das waren 9 mehr als eigentlich erforderlich.
LP: ... hat aber eben doch nicht gereicht, Überraschung! Und dann hatta wohl
noch ein paar Exemplare nachgezaubert und die armen Spätkommer zittern
lassen, deren Exemplare aber dann handsigniert!
KV: Egal - 69 Prüfungsdokumente liegen vor. Die wollen ausgewertet sein,
bevor ich den Abflug mache.
LP: Oh, ja - ab in die Wüste mit ihm! Und 69 oder 96 ? Was für blöde Zahlen!
Hat das nicht auch einer während der Klausur angesichts einer niedlichen,
idyllischen kleinen zwiespältigen Datenmatrix gemurmelt?
KV: Ruhe! Ich bitte um Vertraulichkeit! Der Worte sind nun genug gewechselt
- ich verweise auf 05m1u15p, Seite 1 fast unten - ich will jetzt endlich
Taten sehn und wissen wie und wo es wann langgeht!
TA: Also ich werde nicht innerhalb von ichweißnichtwievielwenigenstunden -
von Montag, 18 Uhr...
TK: - vorher will er es sich wohl nicht entgehen lassen, sich anzuhören, wie
man im neu benannten "Institut für die Grundlagen der Gesellschaftswissen-
schaften am Fachbereich Gesellschaftswissenschaften der Johann Wolfgang
Goethe-Universität zu Frankfurt am Main" sich so weiter zu strukturieren
gedenkt, nachdem das Institut für Methodologie abgeschafft worden ist -
LP: [grinsend] wohl gar, sich weiterstrukturierend?
KV: [indigniert, da schließlich loyal] Pst!
TA: ...bis mittwochfrüh, 8 Uhr 30, 69 mal 100 Testpositionen beurteilen -
[sich hilfesuchend an alle wendend] wieviel sind das dann doch gleich
alle zusammen? Auf wieviel Positionen-je-Minute muß ich denn da kommen -
Taschenrechner - und dann auch noch nachdenken dabei?
BE: Numanochmalangsam; wenn ich dazu auch noch was schreiben soll, dazu ein
paar hübsche verbindende...
LP: - nicht von allen Lesern auf den ersten Les ganz einsichtige -
BE: ...Worte finden soll, dann brauch' ich auch noch ein klitzekleinesbißchen
Zeit.
TA: Ich bin kein Stachanov! Bitte keine Normenerhöhung - man weiß, wozu sowas
führt!
LP: Ätsch, ist aber jetzt kein Feiertag mehr!
BE: [ganz journalistisch unbefangen] Naja, wenn das dem TA zuviel Aufwand ist,
dann kann er sich ja vielleicht auf die ersten 3 Beurteilungspositionen
beschränken - kleine 3%-Hürde? Diese 3 mal 69 Lücken wird er ja wohl noch
an seinem wie auch immer verdienten Feierabend beurteilen können!
KV: Glaubt Ihr vielleicht, meine Studies wollen sich mit den Ergebnissen für
die ersten paar Lücken begnügen - die wollen alles wissen!
LP: [grinsend] Alles - Are you sure?
KV: [nachdenklich, zunächst etwas zögernd, aber dann doch recht bestimmt]
yes, i'm optimistick - at last four the next for jears.
So you know: I AM!
LP: Schuhr.
TK: [vermittelnd eingreifend] Versuchen wir doch mal, die Grenzen des Machbaren
zu erkunden. Wie lange braucht der BE für so einen wirklich kurzen Kurz-
bericht? Schließlich hat er dann für den Gesamtzwischenbericht noch eine
lange Zeit.
LP: Ja, ja, das später muß uns wenig kümmern; der Kurszwischenbericht 2 kann
danach geschehn - 22 Tage noch, bevor er in der Wüste landet!
BE: [die LP mit einem zurechtweisenden Blick abstrafend] Erfahrungsgemäß
dienstags von 15 bis 24 Uhr.
KV: Bitte, wir respektieren natürlich ein Minimum an Nachtruhe. Aber wie
lange braucht unser TA denn so im allgemeinen für seine Auswertungen?
TA: Naja, bei den u01 bis u14 - bei der u09 war's ja anders - war ich so
ziemlich unabhängig vom Testumfang von Montag später Nachmittag bis
mittlerer Abend und dann Dienstag mittlerer Morgen bis in den mittleren
Nachmittag...
BE: aha, so bis 15 Uhr, früher Feierabend?
TA: [finsterer, müder Blick] ...beschäftigt.
LP: Das freut den Arbeitgeber: wie umfangreich die Arbeit auch immer sei,
irgendwie kriegt man's am Ende dann doch gebacken.
Schöne Grüße an Aleksej Grigorec!
BE: [stolz] ja!
KV: [schmerzlich das Gesicht verziehend] naja, mit Tricks eben
LP: [hämisch] und so mannchen Lücken und ordograhfischen Fainheyten, keiner
weiß ob gewollt oder nicht oder doch nicht...
TK: [ganz der Methodiker zur Lebenshilfe] Die Tricks, die da z.B. wären, daß
der KV seinen Studies nicht die Ergebnisse des TA für die u15 mitbringt,
sondern einfach Ergebnisse des BE zur u15 mitteilt...
TA: [erleichtert] Ich hab's geahnt, danke! Ich liefere also nicht für alle
Zeilen der vom BE einzusehenden Datenmatrix alle Spalten und auch nicht
für alle Zeilen nur einige Spalten, sondern zunächst nur für einige
interessante Zeilen alle Spalten - damit läßt sich leben.
LP: Interessant, was der TA so unter interessanten Zeilen versteht
KV: [weitsichtig] Aufgeschoben ist nicht aufgehoben...
TA: [kooperativ und willig] So ein Dutzend Klausuren könnte ich schon in
einer tour de force schaffen.
BE: Na, Klasse; aber dürft's auch ein klein bißchen mehr sein?
TA: Nicht mehr als 16! Schließlich macht das dann schon 16 mal 100 mal...
LP: Taschenrechner?
TA: ...nachdenken innerhalb weniger Stunden!
BE: Bei der u03 damals hast Du ja auch immerhin fast 2000 Positionen von Mo
auf Di geschafft.
TA: Ja damals, da hab ich das noch geschafft; da war ich auch noch nicht so
geschafft wie jetzt am Ende des Semesters!
KV: Und was soll ich meinen Studies dann sagen? Vielleicht, daß das begnadet
ausgewertete Dutzend so oder so abgeschnitten hat - und die anderen halt
noch ein bissi warten können? Das ist nicht fähr!
LP: Und auch nur die 12/69 Wahrheit!
TK: Nein, Du sagst ihnen einfach, daß Du Dir die Klausur angeschaut hast -
pardon, daß Du Dir Klausuren angeschaut hast - und, daß Du daraus schließt,
daß die Klausur so im Mittel...
TA: [vielsagend grinsend] wollen wir mal sehn - in welchem Mittel
TK: ...mit soundsoviel Rohpunkten bearbeitet worden ist.
BE: Und ich soll dann wiedermal so methodologisch exakt formulieren, daß dieses
- ich vermute mal arithmetische - Mittel mit einer Sicherheit zwischen
null und Hundertpro auch für die Gesamtheit der Klausurteilnehmer zutrifft!
Ich, und wiedermal der Schwarze Peter!
LP: Einer muß ihn ja haben - und den nennen wir dann alle den Statistiker!
TK: Na, der BE wird diese WischWaschiAussage wohl präzisieren können: mit
68%-iger Sicherheit, z.B., wird er vermuten, daß das Rohpunkte-AriMi der
Klausurgesamtteilnehmerschaft sich zwischen-und vermuten läßt.
TA: [flexibel] Oh ja, da könnte ich gleich Ergebnisse liefern - und mir jede
Menge Arbeit sparen: mit Hundertpro Sicherheit wird das AriMi der Rohpunkte
für die Gesamtgruppe nicht die 100 überschreiten...
KV: [sauer] und die null Rohpunkte auch nicht unterschreiten? - Haltet Ihr
eigentlich meine Studies für ganz blöd? Da glauben zwar immer noch so
einige, daß hier im Kurs Statistik gemacht wird und daß Statistik waaahn-
sinnig schwer und fühhhrrrchterlich mathematisch ist und man ansonsten
damit alles beweisen kann, was man will, aber...
LP: - hat man ja in der Rundschau neulich erst wieder weidlich kommentiert
nachlesen können! Ham wohl keinen Methodenkurs im Journalistickstudium,
nur paper making im Sinn.
KV: [ungeduldig, genervt, aber zielsicher] Aber bitte, den diskordanten
Zusammenhang zwischen der Genauigkeit, mit der unser TA das RP-AriMi
einzugrenzen versucht, und der Sicherheit, mit der er überzeugt davon
ist, daß es auch wirklich so ist: das verstehn die auch ohne Mathe.
TA: [resignierend] Naja, man kann's doch mal versuchen...
LP: [grammatikalisch schlampend] Wie so viele andere auch und das so üblich
ist, etwa?
TA: Ansonsten hat es sich doch schlicht darum gehandelt, Methoden als Lebens-
hilfe zu nutzen, wie unser KV es immer wieder beliebt zu sagen, also sich
in unserem Falle Arbeit zu sparen.
KV: [an seine Studies denkend] ...zunächst jedenfalls.
LP: Und in der Zwischenzeit lesen wir einfach mal anläßlich des 200.Geburtstags
von Hans Christian die Geschichte von den Zündhölzern in HES t410?
Abgesehen von endlich mal der Hühner-Eier-Geschichte an Ostern?
TK: Genau. Ich als methodischer Lebenshelfer empfehle angesichts der 69
Prüfungsdokumente, eine Zufallsstichprobe nach dem principle der fixed
distances zu ziehen...
LP: Oh, er meint fixierte Entfernungen??? Kommt man da fix weiter?
TK: Na gut, weniger angeberisch: wir wählen ab einer ersten Klausur nach
festem Abstand jede dritte aus
TA: [entsetzt] Bist Du wahnsinnig? Bei 69 Klausuren soll ich von jetzt auf
gleich...
LP: TaRe gefällig? [tippt ein] 69 [tippt ein] ./. [tippt ein] 3 [tippt ein] =
TA: Klausuren durcharbeiten?
BE: Wo er recht hat hat er recht. Bitte denkt doch daran, daß ich erst
schreiben kann, wenn die Daten auf dem Tisch liegen; und nach 24 Uhr fällt
mir erfahrungsgemäß nichts mehr ein.
LP: und vor 24 Uhr?
TK: Na gut, dann nur jede fünfte Klausur als Auswertung vorab. Ça te va?
LP: wenn nun mal 5 nicht doch mehr als 3 ist...
TA: gebongt.
BE: Aber aus welchem Stapel nehmen wir jetzt "jede fünfte Klausur"?
TK: [klugsch] Könnte sein der PIN-Stapel von 1 bis 96; könnte sein der Ausgabe-
nummern-Stapel von 1 bis 69; könnte sein der Abgabesequenz-Stapel von 1
bis...
LP: Jetzt bin ich aber gespannt, was die machen, wenn der Rückgabe-Stapel von
1 bis 70 geht...
KV: Ich plädiere für mehr Seriosität einerseits und den Abgabesequenz-Stapel
andereseits; so liegt er ja schließlich schon auf dem Tisch.
LP: Aha, Methoden als Lebenshilfe zur Arbeitsersparnis!
KV: Und die Abgabereihenfolge dürfte nichts mit irgendwas zu tun haben, was
mit der Klausurleistung zu tun hat, sofern man sich an das Prinzip des
Jedessovielsten hält, da wir ja gleitenden Einlaß hatten.
LP: ja,ja die Studies haben während des Semesters ja auch schon immer geglitten.
BE: Aber, daß Ihr nicht gleich bei den ersten abgegebenen Klausuren anfangt.
Die haben nämlich gleich gemerkt, daß heute nicht so richtig ihr richtiger
Klausurtag war.
KV: Ja, leider; eine Chance weniger zum üben.
LP: Aber acht Wochen freier Frühlingsübungszeiten!
TK: Das Schicksal entscheide: mit einer Klausur aus den ersten fünf sollten
wir anfangen, und dann regelmäßig jede fünfte...
LP: ...bis nix mehr da ist, wie schade.
KV:
TA:
BE: [unisono, der TK hält sich raus] Stachanov! Warum müssen wir uns jedes
Semester an die 200 Klausuren antun. Gönn' uns doch auch mal
- - -
Also geschah es. Der Würfel war gefallen, auf die 3, wodurch die 4 nach oben
zeigte. Die belustigte Person aus dem Hintergrund begann - wohl bedacht und
daher auch wohlbedacht - mit der Zusammenstellung der Stichprobe:
Zuerst die 4. abgegebene Klausur aus dem Stapel, dann 5 weiter die 9., die 14.
usw bis zur 69. - der letzten. Diese 14 hat sie, stellvertretend für alle 69,
dem Testauswerter zur, wenn nicht freundlichen, so doch möglichst objektiven,
wünschenswert hochreliablen, Beurteilung überlassen.
Man wird sehen, wie die Erkenntnisse über die Rohpunkteverteilung dieser
Stichprobe, hier arbeitssparend erarbeitet, den Erkenntnissen im
Kurszwischenbericht 2, die Grundgesamtheit der Klausurteilnehmer betreffend, Anfang März
standhalten werden. Hier wird nur kurz berichtet über die Zusammensetzung der
nach Zufallsprinzip zusammengestellten Stichprobe im Vergleich zur Zusammensetzung der Klausur- und Kurs-Teilnehmer insgesamt.
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