Der Veranstalter läßt seine Kurse (hier GM1 im SS 2003) nicht gerne so ganz sang- und klanglos auslaufen und mit dem Schock einer Klausur so einfach beenden. Daher hatte er zum letzten Veranstaltungstermin auch dieses Kurses einige Gedanken zusammengefaßt, die bereits im Kursbericht (BAGM03o, Seite 2) reproduziert sind; deren Re-Reproduktion in diesem Rahmen hier ihm sinnvoll erscheint, zumal er sich selbst nun auf Reisen begibt:
Ganz aktuell (Ende August 2003) dazu - ohne Verantwortung für Link noch Inhalt, rein wissenschaftlich akademisch, daher mit der Frage verbunden, was das mit Methoden empirischer Sozialforschung, Statistik gar, auf sich haben könnte und wo der Unterschied zum Entertainment fließt in www.spiegel.de/reise/aktuell
oder kürzer in Frankfurter Rundschau:
"Deutsche unverschämt
LONDON (dpa). Nur deutsche Touristen verhalten sich im Ausland noch unverschämter als die Briten. Das geht nach britischen Medienberichten vom Donnerstag aus einer Umfrage unter etwa 1000 Tourismus-Angestellten in verschiedenen Urlaubsländern hervor. 23 Prozent der Befragten aus dem Hotel- und Gaststättengewerbe fanden deutsche Urlauber am "ungehobeltsten"; sie fänden immer etwas, worüber sie meckern könnten. Auf Platz zwei der Unverschämtheitsskala folgen britische Touristen ("arrogant, dumm, betrunken") vor Amerikanern und Franzosen."
(FR 29.8.2003, Seite 40 "Aus aller Welt" rechts mitte)
oder noch kürzer im Hessischen Rundfunk (HR2) am 3.9.2003, um 7:45
Die Deutschen und juristische Aspekte von Reklamationen beim Reiseveranstalter:
Morgengespräch eines HR-Redakteurs mit einem auf Reiserechtsfragen spezialisierten Rechtsanwalt über Beschwerden gegenüber dem Reiseveranstalter bei vom Kunden vermuteter Nicht-Erfüllung von Katalogversprechen.
Das Ende des Gesprächs war etwa so:
Redakteur: Aha, man muß also spätestens 4 Wochen nach Entdecken des Manko sich beschwert haben. Nun gibt es ja wirklich Leute, die es darauf anlegen, sich zu beschweren, und dann ein hübsches Sümmchen Schadensersatz rausschlagen. Da sind die Deutschen ja wohl mal wieder Weltmeister.
Rechtsanwalt: Hm [räusper], es gibt dazu keine vergleichenden Studien. Aber wenn die Deutschen bekanntlich Weltmeister im Reisen sind, dann werden sie wohl auch Weltmeister im Reklamieren sein.
Anmerkungen dazu vom Methodiker:
1. KEINE Anmerkungen über Journalisten, seien es schreibende oder sprechende.
2. Wie würde der Redakteur diese von ihm vermutete Soziale Wirklichkeit in der von R.T. propagierten Idealform Sozialer Wirklichkeit darstellen?
3. Der Rechtsanwalt hat möglicherweise keinen Methodenkurs bei R.T. besucht. Aber die rechten natürlichen Voraussetzungen für Methodenverständnis hat er wohl. Damit macht er - taktvoll - auf die üblichen auch hier erlebten journalistischen Verallgemeinerungstendenzen (methodologisch sprächen wir von Homogenisierungsversuchen) aufmerksam:
3a. Wie würde man methodologisch (datenanalytisch, statistisch) die Aussage des Rechtsanwalts zum Weltmeister formulieren können?
3b. Seine erste Anmerkung (über Studien) zur Aussage des Redakteurs siedelt er auf dem Methodenniveau des Journalisten an - der Redakteur hätte ihn vielleicht falsch verstanden und aus eigener Methodenignoranz die anwältliche Anmerkung voreilig als Kompetenzmangel ausgelegt.
Wie hätte der Rechtsanwalt unter Methodikern die empirische Situation zur Reisebeschwerdeforschung formuliert?
Zum Schluß: "Weltmeister" - da böte sich inhaltsanalytische Forschung zur Nutzung dieses Wortes (Pragmatik) im Sprachgebrauch deutscher Öffentlichkeit an, vielleicht im Zeitraum ab 1953 bis 2003, eventuell mit erhellender Subgruppenbildung bis 1989 und ab 1990.
(Korrigierender Zusatz vom 31.3.2004: R.T. - auf dem Gebiet, das er hier meint, sich nicht gerade als Experten verstehend, hat sich vertan. Das mit dem "Weltmeister" war wohl erst 1954 (und dann eben bis 2004). BILD sei Dank, hat er es heute, ungedopt, gemerkt.)
Man erkennt: die Diplomarbeitsthemen liegen in der Luft - oder auf der Straße. Man muß sie nur fassen.
(Ergänzt am 13.9.2003)