www.uni-frankfurt.de/~tiemann: Änderungsstand 14.04.2003/15.1.2004/9.4./22.5.

Rainer Tiemann
Institut für Methodologie
Fachbereich Gesellschaftswissenschaften (FB03)
Universität Frankfurt am Main (JWGU)
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Kapitel t001: Inhaltsverzeichnis Teil I und Teil II

Kapitel t990: Stichwortverzeichnis

Handwerkszeug empirischer Sozialforschung, Vorbemerkungen (HES t010)

Es hat sich mit der Zeit, in der der Verfasser dieser Texte Grundkurse zu Methoden der empirischen Sozialforschung am Fachbereich Gesellschaftswissenschaften der Universität Frankfurt am Main in unterschiedlichster Art und Vorgehensweise angeboten hat, herausgestellt, daß die dort ausgegebenen Arbeitsmaterialien und Übungen der Ergänzung durch weitere erläuternde Unterlagen bedürfen. Sich einfach auf das in vieler Hinsicht vielfältige Angebot weltweit zur Verfügung stehender Literatur zu stützen, daraus gewissermaßen vorzulesen und darin nachlesen zu lassen, war nicht nach seinem Geschmack. So haben sich mit der Zeit aus den Kursen entstandene, zeitweilig Kursgrundlage gebende und dann die Kurse ergänzende Texte zum Umgang mit empirischer Sozialforschung ergeben, sehr lückenhaft, sehr schwerpunktsmäßig, daher auch manchmal redundant, nicht unbedingt strategisch weitsichtig, eher oft taktisch auf Gegebenheiten reagierend angelegt.

Es ist kein Lehrbuch, eher ein Lernbuch, entstanden. So sind die Texte ein Lesebuch mit meist kurzen Kapiteln, oft unmittelbar aufeinanderfolgend zu lesen; im großen ganzen aber auch mit der Möglichkeit, Bereiche auszulassen oder gleich sich bestimmte Bereiche anzuschauen; gegebenenfalls muß man an anderer, leider nicht unbedingt immer vorangegangener Stelle, sich nach-, also vor-informieren. Die Systematik der Seitennumerierungen und die anhangs gegebenen Verzeichnisse sollen dazu dienen, es zu erleichtern. Die Systematik bezieht sich auf die behandelten Themen im großen, nicht auf die Entwicklung von Begrifflichkeiten im kleinen. Es wird wenig über ins einzelne gehende Methoden oder Techniken von Datenerhebungsverfahren gesagt, aber ausgehend vom scheinbar einfachsten, dem Fragebogen, wird doch über Beispiele von Beobachtung und Text- oder Inhaltsanalyse gesprochen. Einordnungen von Datenerhebungen in die Welt der empirischen Sozialforschung lassen sich finden.

Mit dem vom Verfasser ansonsten gerne vermiedenen Begriff der Statistik ist schon mehr anzufangen. Aber man merkt wohl, daß er Statistik gerne unter die Methoden im Umgang mit sozialer Wirklichkeit subsumiert. Die zentralen Begriffe fallen meist am Rande, bisweilen in Nebensätzen. Der Leser soll lesen. Nur was er sich selbst aus Texten herausgearbeitet hat, wird er später besitzen können. Das einfach grafisch geschickt und aufwendig optisch kaum übersehbar Ererbte verflüchtigt sich nur allzu schnell wieder. So kann man die hier erlesenen Begriffe, die Terminologie, sehr wohl in Eigeninitiative am Ende in den erwähnten Seitenverzeichnissen zuordnen und eintragen. Eingebettet in Hinführung zu empirischer Sozialforschung und Ausführungen zu Gedanken über die Vermittlung von Methoden empirischer Sozialforschung befindet sich durchaus deskriptive Statistik, uni-, bi-, ein bißchen multivariat; Assoziationsmaße nominal, ordinal, metrisch. Inferenzstatistik, Stichproben, Konfidenzintervalle, auch Signifikanzniveaus. Ebenso finden sich immer wieder Ansätze zum Umgang mit Hypothesen und darüber, ob das, was man so erforscht hat, nicht doch einfach nur so rein zufällig, ohne tiefere Bedeutung, sich ergeben hat.

Die Sprache, in der diese Texte hier weitestgehend geschrieben sind, ist reichhaltig. So wird man vielfach terminologische Parallelismen antreffen, die der Konzeptvermittlung, weniger dem name dropping, dienen sollen. Dabei fällt der Begriff der Kritik nicht, scheinbar wird auch nicht hinterfragt. Es ist der Job des Lesers, das kritische in-Frage-stellen zwischen den Zeilen in den die Worte bildenden Wörtern zu finden.

Die Texte ersetzen kein Lehrbuch, keine Lehrbücher. Wenn man sich mit Methoden im allgemeinen und vielfach speziellen Sinne vertieft weiterbeschäftigen will, dann muß man sich mit weiterer Literatur beschäftigen {1}. Die Texte sollen Konzepte vermitteln, zum Nachdenken darüber anregen, wie mit hier grundlegendem, hoffentlich auch Grund legendem, Handwerkszeug empirischer Sozialforschung umzugehen wäre.

Als zwar nicht mit personal computer aufgewachsen aber mit Informationsverarbeitungsanlagen durchaus sekundär sozialisiert, weiß der Verfasser zwischen Zauberei mit gleichsam magischen Instrumenten vorgefertigter office und anderweitiger statistical social science software und dem Vorteil der Handhabung und gelegentlichen Selbstanfertigung von utilities sehr wohl zu unterscheiden. Auch handwerklicher Umgang mit den Dingen erfordert bisweilen, das benötigte Handwerkszeug selbst herstellen zu können, angepaßt an den Einzelfall, wissend wie es entstanden, mit welchen Folgen, und wie man es dann in Kenntnis und Bewußtsein der Gegebenheiten mit Bedacht einsetzen kann. Für den wissenschaftlichen Umgang mit den Dingen sollte das - trotz aller bisher bereits erfundenen Räder - wohl auch und gerade gelten.

So sind Beispiele in diesen Texten oft der Überschaubarkeit des kleinen idyllischen Kindergartens von Tutela Ali-Quid und Al Jus entnommen, da wo die Welt noch in Ordnung ist und die Dinge sich exemplarisch aufzeigen lassen, um sie einfacher und damit vielleicht eher einleuchtend und vor allem eigenständig nachvollziehen zu können. Aber auch diese Welt ist bisweilen unvollständig. Die von Textverfasser und Kursveranstalter gerne erwähnte technische Panne, daß dem Drucker die Tinte ausgegangen sei, deswegen im Text Lücken entstanden seien, diene der Ermunterung, nicht nur aus den Texten Erkenntnisse herauszulesen, sondern bisweilen auch - als Erkenntnisverstärker gewissermaßen - entwickeltes Wissen hineinzulesen {2}.

Frankfurt am Main im August 2002

rt

Anmerkungen:
{1} Sie steht in allen Seminarbibliotheken reichhaltig z.Verf. Dort kann man sich umschauen. Deswegen gibt es hier auch keine Literaturliste.
{2} Für Kenner der in Kursen des Verfassers ansonsten ausgegebenen Übungen und Arbeitsmaterialien sei beruhigend erwähnt, daß er versucht hat, solche Pannen in diesen Texten weitestgehend, freilich nicht unbeabsichtigt immer, zu vermeiden. Ebenso sind nicht alle Abweichungen von den Rechtschreibvorstellungen mancher Leser in diesen Texten beabsichtigt. Aber manche sind es sehr wohl. Auch hier wieder: man muß selber denken und es nicht allzu oft anderen überlassen.


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